Viel Potenzial: Thermische Holzverwertung, Interview mit Andreas Lücke (BDH)

Endenergieverbrauch für Wärme aus erneuerbaren Energien 2019
Endenergieverbrauch für Wärme aus erneuerbaren Energien 2019, Abb.: AGEE-Stat

Circa 14,5 Prozent des Energieverbrauchs im deutschen Wärmemarkt werden lt. Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) von erneuerbaren Energien abgedeckt. Den Löwenanteil hiervon macht mit 65,7 Prozent die Holzenergie aus. Dies entspricht ca. 130 TWh, also etwa 5 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs. Mit einer CO2-Einsparung von 33 Mio. t CO2-Äquivalenten trug die heimische und regionale Holzwirtschaft in 2018 einen großen Teil der Klimaschutzleistung des Waldes bei. Darüber hinaus werden über 45.000 Menschen in einer hochspezialisierten Wertschöpfungskette beschäftigt, die weltweit ihresgleichen sucht.

Wir sprachen mit Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des BDH zur künftigen Rolle der thermischen Holzverwertung.

Pelletkaminofen
Pelletkaminofen
Foto: Deutsches Pelletinstitut

Herr Lücke, die Holzenergie ist klare Nummer eins bei erneuerbaren Energien im Wärmemarkt. Was treibt Sie dennoch an, für die Holzwärme zu plädieren?

Die Potenziale der Holzwärme werden unterschätzt. Dabei steht fest, dass die ambitionierten Klima- und Ressourcenschutzziele der Bundesregierung ohne die Holzwärme nicht erreicht werden können. Mit einer „Nationalen Strategie Holzwärme“ möchten wir helfen, die hohen CO2-Minderungspotenziale durch den Einsatz von Biomasse zu heben. Wir heißt in diesem Fall der Waldbesitzer Verband, BBE, DEPV, HKI, BDH, ZVSHK, ZIV und andere.

 

Was macht Holz aus Ihrer Sicht so unverzichtbar beim Heizen?

Viele Gründe sprechen dafür, Holz zum Erreichen der Klimaziele in einen dringend notwendigen Energie-Mix einzubinden. In den deutschen Wäldern haben wir jedes Jahr ein Nettowachstum bei Holzressourcen von 1-3 Prozent. Holz ist weitestgehend CO2-neutral, und der Wald trägt als nachwachsender Rohstoff zur CO2-Senke bei. Im Vergleich mit Wind und Sonne ist Holz eine zuverlässige sowie verlustfrei lagerfähige Energiequelle, die als Pellets, Scheitholz oder auch Holzhackschnitzel verwendet werden kann. 

 

Wir sehen einen zunehmenden Trend, Holz auch in Nahwärmenetzen als Energiequelle einzusetzen. Wie stehen Sie dazu?

Dazu haben wir eine klare Position, energieträgerneutral und technologieoffen. Wenn Nahwärmenetze – also auch mit Pellets oder Holzhackschnitzeln betrieben – gegenüber den Verbrauchern ohne Anschluss-, Benutzungszwänge und Verbrennungsverbote auskommen, dann stehen sie im marktwirtschaftlichen Wettbewerb mit den dezentralen Heizungssystemen. Hinzu kommt allerdings, dass man dringend an den veralteten Vertragsregelungen in der AVBFernwärmeV arbeiten muss. Hier sind ja auch die Verbraucherschützer aktiv.  

 

Jetzt steht Holzwärme immer wieder in der Kritik, wenn es um Feinstaub-Emissionen geht. Kann und darf es überhaupt einen Ausbau der thermischen Verwertung geben?

Moderne Feuerstätten haben in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht. Hier wurde viel investiert. Die feuerungstechnischen Wirkungsgrade wurden tlw. auf 85 Prozent und mehr verdreifacht, je nach eingesetzter Technik lassen sich die Feinstaubemissionen im Vergleich zu dreiviertel des Anlagenbestands um 80 Prozent senken. Parallel sinkt auch der Holzverbrauch um bis zu 60 Prozent . Hinzu kommt, dass wir mit der 2. Stufe der 1. BImSchV mit die schärfsten Emissionsvorschriften in Europa haben. Es wird viel auf den Austausch technisch unzulänglicher Öfen ankommen. 

 

Was trauen Sie der Holzwärme noch zu?

Wenn die deutschen Wälder weiterhin nachhaltig bewirtschaftet werden, könnte sich der Anteil von Holzwärme am Energiemix deutlich steigern und damit ein zusätzliches erhebliches CO2-Minderungspotenzial erschließen. So wäre durch die Holzwärme aus heimischen Ressourcen ein mindestens so hoher Beitrag für den Klimaschutz möglich, wie durch Windenergie und Photovoltaik, ohne Landschaftsverbrauch und bei gleichzeitig geringem Ressourcenverbrauch. Die Technologien und Konzepte für eine effiziente und saubere Verbrennung des heimischen Energieträgers stehen bereits zur Verfügung.

Für weitere Informationen: www.bdh-koeln.de