Frankfurt am Main, 15.12.2016 – Fünf Jahre Info- und Serviceplattform Allianz Freie Wärme, mit diesem Hinweis auf ein kleines Jubiläum begrüßte Johannes Kaindlstorfer, Sprecher Allianz Freie Wärme, Mitte Dezember zahlreiche Gäste aus dem Wärmemarkt zur diesjährigen Jahrestagung beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) in Sankt Augustin. Als Kampagne mit praxisnahen Informationen rund um die Auswirkungen von Nah- und Fernwärme, aber auch mit Tipps zu individuellen Heizungssystemen habe man rückblickend schon viel erreicht. So können sich Verbraucher beispielsweise auf der Website www.freie-waerme.de sowie in den dort platzierten Texten und Broschüren umfassend informieren, was man gegen so genannte Kommunale Eingriffe im Wärmemarkt tun kann. Meist handelt es sich dabei um monopolistisch strukturierte, zentrale Wärmenetze mit Anschluss-, Benutzungszwängen und Verbrennungsverboten, langen Vertragslaufzeiten, ohne Wechselmöglichkeiten oder Alternativen für die Bürger.
Überraschende Effekte für Verbraucher
„Nah- und Fernwärme können unter bestimmten Aspekten Sinn machen, aber sie sind oftmals durch mangelnde Wirtschaftlichkeit nicht massentauglich und auch keine Königslösung“, erläutert Johannes Kaindlstorfer und beruft sich dabei auf die Ergebnisse der im September dieses Jahres veröffentlichten wissenschaftlichen Studie „Dezentrale vs. zentrale Wärmeversorgung im deutschen Wärmemarkt“. Dennoch werden die Zwangsvorgaben in zahlreichen Bebauungsplänen, Brennstoffverordnungen, Satzungen, Luftreinhalteplänen sowie in Grundstücksverträgen vorgegeben und teilweise durch übergeordnetes Recht legitimiert, so Kaindlstorfer weiter. Für Verbraucher kann es dann zu überraschenden Effekten kommen, wenn ihre Wärmekosten vergleichsweise überdurchschnittlich steigen, oder sie eine Immobilie verkaufen wollen bzw. geerbt haben. Die Bestimmungen sind auch für die Rechtsnachfolger bindend, individuelles Heizen oder der Betrieb eines Kaminofens ist oft nicht erlaubt, vielleicht technisch sogar nicht möglich, weil kein Schornstein existiert, der diese Flexibilität und Unabhängigkeit erst mit sich bringen würde.
Neue Broschüre für die Netzwerkarbeit
Auf der SHK Essen, in regionalen Veranstaltungen oder auf Fachtagungen der großen Verbände im Wärmemarkt hat sich die Allianz Freie Wärme in diesem Jahr immer wieder präsentiert und den Dialog mit den Besuchern gesucht. So wurde denn auch im November die Broschüre „Erfolgreiche Netzwerkarbeit – In 3 Schritten fit für Freie Wärme!“ vorgestellt. Darin gibt die Allianz Freie Wärme konkrete, praxisorientierte Tipps, wie beispielsweise Innungen, Handwerks- und Schornsteinfegerbetriebe oder auch der Heizungs-, Ofen-, Energie- und SHK-Großhandel gemeinsam agieren sollten, wenn im eigenen Umfeld zentrale Wärmenetze entstehen könnten. „Wir müssen uns mit unseren Heizungstechniken nicht verstecken, wir sind damit weltweit Technologieführer. In diesen kommunalen Entscheidungsprozessen fordern wir auch deshalb im Sinne der Verbraucher einen marktwirtschaftlichen Wettbewerb mit ergebnisoffenen, realistischen Vergleichen“, stellt Kaindlstorfer fest.
Studie bescheinigt dezentralen Wärmesystemen Vorteile
Die neue vergleichende, wissenschaftliche Studie von Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz, ITG Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden, und Prof. Dr. Andreas Pfnür, Technische Universität Darmstadt, wird hierbei und bei der künftigen Informations- und Aufklärungsarbeit eine große Rolle spielen. Dr.-Ing. Bernadetta Winiewska, die an der vielschichtigen Ausarbeitung des Systemvergleichs maßgeblich beteiligt war, kommt in ihrem Vortrag zum Ergebnis, dass dezentrale Wärmesysteme in jeder Hausvariante pro Quadratmeter finanzwirtschaftlich deutlich besser abschneiden als zentrale Wärmenetze – außer für die Vermieter. Denn die profitieren bei durchschnittlich geringeren Investitionskosten von der Fernwärme-Rendite. Aber es seien durchaus auch primärenergetische Vorteile der dezentralen Versorgungssysteme gegenüber Fernwärme aus regenerativer KWK möglich, so ihr Resümee.
Verbraucherzentralen setzen auf Energieberatung
„Dies sind beeindruckende Zahlen, die durchaus bestätigen was uns zumindest in Einzelfällen immer auch wieder zugetragen wird“, kommentiert Udo Sieverding, Bereichsleiter Energie bei der Verbraucherzentrale NRW, den Vortrag seiner Vorrednerin. Mit regionalen Energie- und Klimaschutzkooperationen setzt sich die nordrheinwestfälische Verbraucherzentrale beratend, beispielsweise für besseres Heizen und optimierte Kosten ein. Im Rahmen der von ifeu im Jahr 2014 evaluierten Landesenergieberatung gab es interessante Ergebnisse. Die Personen wurden gefragt, für welchen Heizungstyp sie sich vor und nach der Beratung entschieden haben. Es konnte nach der Energieberatung eine deutliche Zunahme des Brennwert-Anteils verzeichnet werden. Udo Sieverding weist allerdings darauf hin, dass Brennwertanlagen hydraulisch abgeglichen sein müssen, um einen hohen Wirkungsgrad zu erzielen.
Veränderungen bei politischen Rahmenbedingungen
Die Herausforderungen für die Branche sind immens. Einerseits, weil es gilt, beim Verbraucher neben anderen Gebäudeinvestitionen das Bewusstsein für die Energiewende im eigenen Haus zu schärfen und energiesparende Maßnahmen überhaupt zu tätigen, aber auch weil sich die nationalen und internationalen Rahmenbedingungen enorm verändert und erweitert haben. „Erneuerbare Energien, Ordnungsrecht, Sektorkopplung, EU-Winterpaket, Dekarbonisierung, Grünbuch Energieeffizienz und Klimaschutzplan 2050, in diesem Kontext befindet sich die Branche derzeit. Wir sind extrem exponiert, weil kein anderer Sektor ähnlich hohe Energieeinspar- und CO2-Minderungspotenziale bietet wie der Wärmemarkt“, erklärt Andreas Lücke. Zwar sei man in der EU jetzt auch auf die Aspekte „Heating and Cooling“ gestoßen, doch lassen die Umsetzungskonzepte „district heating for urban areas and heat pumps for rural areas“ teilweise Technologieoffenheit und marktwirtschaftliche Ansätze vermissen. Lücke verweist hierzu auf eine vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) und der Association of the European Heating Industry (EHI) erarbeitete Studie “Wege innerhalb der EU hin zu einem entkarbonisierten Gebäudesektor – Wie der Austausch ineffizienter Heizungssysteme dazu beitragen kann, die EU-Klimabedingungen zu erreichen”, die mit konkreten Lösungsangeboten ausgestattet auf der Website des BDH heruntergeladen werden kann (BDH-/EHI-Studie).
Schwerpunkte 2017: Politischer Dialog und Serviceangebote für Akteure
In 2017 will die Allianz Freie Wärme zusammen mit ihren Partnern im Wärmemarkt den Dialog mit der Politik forcieren. Hierbei aber auch in der Verbraucherkommunikation wird die aktuelle Fernwärme-Studie eine große Rolle spielen. „Die Unterstützung der von kommunalen Eingriffen betroffenen Bürger und Fachleute vor Ort wird nach wie vor eine unserer Hauptaufgaben darstellen“, betont Johannes Kaindlstorfer. Verbraucherfreundliche Informationen zur freien Wahl der Heizungstechnik sollen zusammen mit den Studienergebnissen in Broschüren und Infoveranstaltungen mit dazu beitragen, technologieoffene und marktwirtschaftlich orientierte Lösungen anzubieten. Weiterführende Informationen zur Arbeit der Allianz Freie Wärme und zu den Projekten können unter info(at)freie-waerme(dot)de angefordert werden.
Fotos der Veranstaltung können im Pressefotobereich unter www.freie-waerme.de heruntergeladen werden.