Kritik am Freiburger Energiekonzept Dietenbach: SHK- und Schornsteinfegerhandwerk fordern transparente Neudiskussion möglicher Lösungen

Innungen verurteilen nachteilige Zwangsvorgaben bei Nah- und Fernwärme und empfehlen offenen, praxisorientierten und konstruktiven Dialog zwischen Fachleuten und Stadt

Freiburg, 26.11.2021 – Hinsichtlich der finalen Entscheidung im Gemeinderat am Dienstag, den 30. November, melden nun auch die Berufsverbände schwere Bedenken an. Die Kritik der Fachwelt am Energiekonzept zum neuen Freiburger Stadtteil Dietenbach ist auch aus Sicht der SHK- und Schornsteinfegerinnung Freiburg völlig berechtigt: Das bislang verfolgte Konzept verhindert aktive Gestaltungs- und Beteiligungsmöglichkeiten der zukünftigen Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils, sichert keine klimaneutrale Energieversorgung, zementiert auf Jahrzehnte die Versorgerrolle, ohne Innovationen und Wettbewerb und birgt zudem auch noch hohe Kostenrisiken für alle Beteiligten.

Die beiden wesentlichen Ziele „Klimaneutralität“ und „bezahlbarer Wohnraum“ werden mit dem aktuell verfolgten Energiekonzept grundlegend verfehlt. Vor allem mit Blick auf die strombasierte Herstellung des grünen Wasserstoffs am Standort Dietenbach sind die überhasteten Entscheidungen der Stadt Freiburg völlig unausgegoren, risikobehaftet, nicht klimadienlich und für die Bewohner am Ende unnötig teuer. Erinnerungen an das von vielen Seiten als desaströs bezeichnete Wärmekonzept im Stadtteil Gutleutmatten werden wach. Dort wurde unter Verwendung sehr hoher öffentlicher Fördergelder von der Stadt Freiburg zusammen mit Badenova ein angeblich innovatives, zukunftsorientiertes Nahwärmekonzept umgesetzt, vor dem schon früh die Experten warnten, welches sich dann mit Ansage als teuerste Nahwärme Deutschlands entpuppte. Da in den Immobilienverträgen ein Benutzungszwang festgeschrieben war, hatten die wohnraumsuchenden Bürger noch nicht einmal das Recht auf alternative günstigere Heizungskonzepte.

„Wir können die sachlich und kompetent vorgetragene Kritik des sogenannten ‚Expertenkreises‘, ein Zusammenschluss namhafter Freiburger Planungsbüros, Architekten und Interessensgruppen fachlich absolut nachvollziehen, wenn diese wegen all den ungeklärten Fragen bereits in der ersten Entscheidungsphase erheblichen Gesprächsbedarf angemeldet haben und nun den Stopp der bereits laufenden Ausschreibung fordern. Zur Ausarbeitung eines zukunftstauglichen Konzepts und zum Vorteil und Schutz der Bürger fordern wir eine transparente Neudiskussion mit Gegenüberstellung möglicher Energiekonzepte“, erklärt der SHK-Innungsvorstand. Zwischen den Gremien der Stadt und den Energie- und Heizungsfachleuten muss sich ein sachlicher, offener, aber vor allem praxisorientierter und konstruktiver Dialog entwickeln.

„Generell lehnen wir ähnlich wie die Verbraucherschützer langjährige Anschluss-, Benutzungszwänge und Verbrennungsverbote ab, weil diese meist als Monopole die eventuell nicht vorhandene Wirtschaftlichkeit absichern sollen, und zudem die freie Wahl der Heizungstechnik durch die Endverbraucher unterbinden“, so der Vorstand der Schornsteinfegerinnung. Ein technologieoffener, marktwirtschaftlicher Wettbewerb der gebäudeoptimierten Systeme wird über Jahrzehnte blockiert, und findet einfach nicht statt“, so die Innungsvorstände weiter.

Zentrale Nah- und Fernwärmenetze sind nicht automatisch ökologischer und ökonomischer als moderne, individuelle, dezentrale Heizungssysteme unter Einbindung erneuerbarer Energien, die vom Fachhandwerk individuell verbaut werden. Dies bleibt immer abhängig von den technischen Gegebenheiten und der vorhandenen Anschlussdichte.

Für das Energiekonzept in Dietenbach könnte jedoch, bei entsprechend hohen Abnehmerzahlen, ein kaltes Nahwärmenetz tatsächlich eine sinnvolle Lösung darstellen. Dezentrale Wärmepumpen, versorgt aus kostenstabilem PV-Strom aus eigener Erzeugung sorgen bei diesem Konzept den Großteil des Jahres für eine klimaneutrale Energieversorgung. Sie stellen somit den Grundbaustein der Wärmeversorgung dar. Im Winter mangelt es jedoch häufig an selbst erzeugtem Sonnenstrom. Um dies zu kompensieren eignen sich sowohl dezentrale Kraft-Wärmekopplung in Brennstoffzellen und Mini-BHKWs, als auch CO2-neutrale Holzverbrennung in modernen Kaminöfen und Pelletkesseln hervorragend als ergänzende Bausteine.

„Als erfahrene Praktiker fordern wir im Sinne des Gemeinwohls ein marktwirtschaftlich geprägtes, technologieoffenes und bürgerfreundliches Energie- und Wärmekonzept für Dietenbach, im Rahmen dessen die Bürger energieeffiziente Heizungs- und Ofentechnik unter Nutzung erneuerbarer Energien mit einbinden können, wenn sie möchten“, betonen die Innungsvorstände.

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T: 07651/4350
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