Freie Wärme Aktiv

Freie Wärme Newsletter
Ausgabe: November 2014

Die Themen im Überblick:

01. Neues Positionspapier: BDH und ZVSHK fordern fairen Systemwettbewerb im Wärmemarkt

Heizungs-Check vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK)

Eintrag 1: Bereits in über 1.000 deutschen Städten und Gemeinden ist die freie Wahl der Wärmeerzeugung für Bauherren und Hausbesitzer extrem eingeschränkt worden beziehungsweise nicht mehr möglich. Tendenz steigend. Von den Kommunen wurden vornehmlich in Neubaugebieten aber auch bei Modernisierungsprojekten so genannte „Verbrennungsverbote“ für Heizungsanlagen verhängt und entsprechende „Anschlusszwänge“ an Nah- und Fernwärmenetze ausgesprochen. Konkret heißt dies für Bauherren, Hausbesitzer und Bewohner, dass sie die eigene Heizungstechnik und die Energieträger (Öl, Gas, Strom, Holzpellets, Sonnenenergie) nicht mehr wählen dürfen, sondern in den meisten Fällen an langfristige Lieferverträge mit den Energieversorgern gebunden sind.

Der Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e.V. (BDH) und der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) haben in einem gemeinsamen Positionspapier der Bundesregierung Vorschläge zur Umsetzung der Energiewende und zum Klimaschutz im Gebäudebereich unterbreitet. Darin werden auch die kommunalen Eingriffe thematisiert. „Im Gebäudebereich, dem größten Energieverbrauchsektor Deutschlands, schlummern riesige Energie- und CO2-Einsparpotenziale. Mit dem vorgelegten Papier empfehlen sich Industrie und Handwerk gleichermaßen der Politik als Ansprechpartner, wenn es darum geht, den Modernisierungsstau im Gebäudebereich endlich aufzulösen“, sagt BDH-Präsident Manfred Greis. 

In dem vorgelegten Papier fordern BDH und ZVSHK vor allem stabile Rahmenbedingungen für den Wärmemarkt, die sowohl die Ziele auf europäischer Ebene, als auch die des Energiekonzeptes der Bundesregierung unterstützen. „Wir möchten damit gegenüber der Politik deutlich machen, dass Handwerk und Industrie als die beiden starken Partner im Wärmemarkt an einem Strang ziehen. Wir fordern technologieoffene, langfristig stabile, an langfristigen Zielen orientierte und bundesweit einheitliche Maßnahmen zur Flankierung des Marktes“, betont Manfred Stather, Präsident des ZVSHK. Es sei zudem wichtig, Fördermaßnahmen vom Bürokratismus zu befreien und übersichtlicher zu gestalten. Denn die deutliche Steigerung der energetischen Sanierungsraten kann nur durch attraktive Anreize erreicht werden. Weiterhin sehen Industrie und Handwerk den fairen Systemwettbewerb im Wärmemarkt vielerorts zunehmend durch kommunale Einflussnahme etwa in Form von Anschluss- und Benutzungszwängen außer Kraft gesetzt. Diese Eingriffe in den freien Markt seien im Sinne der energiepolitischen Ziele kontraproduktiv. Vielmehr ziele die Erwartung der Verbraucher auf die sozialverträgliche, technologieoffene und wirtschaftlich sinnvolle Umsetzung der Energiewende im Wärmemarkt.

Positionspapier: BDH- / ZVSHK-Positionen und Vorschläge zur Umsetzung der Energiewende und zum Klimaschutz und Gebäudebereich

02. Wirtschaftlichkeit von Nah- und Fernwärme muss Pflicht werden

Dr. Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bayern
Dipl.-Ing. (FH) Bernhard Pex, Energieberater C.A.R.M.E.N.
Josef Pflügl, Obermeister SHK-Innung Traunstein

In der Gemeinde Unterwössen (Chiemgau) wurde im September die Umsetzung eines Fernwärmenetzes auf Eis gelegt, obwohl sich der Gemeinderat ursprünglich für das Projekt ausgesprochen hatte. Befragungen der Verbraucher zum Projekt hatten laut Oberbayerischem Volksblatt (OVB) ergeben, dass diese nur ein geringes Anschlussinteresse haben. In seinem Sachstandsbericht informierte der Unterwössener Bürgermeister bereits im Juni den Gemeinderat darüber, dass immerhin 41 Absagen von 66 in Frage kommenden Gebäudeinhabern eingingen. Lediglich zehn Einwohner hätten eine verbindliche und neun eine mündliche Zusage gegeben, sechs waren unentschlossen, so das Oberbayerische Volksblatt in seiner Onlineausgabe. 

Jetzt, nach einer erneuten Wirtschaftlichkeitsüberprüfung durch zwei unabhängige Sachverständige, wurde Unterwössen als „nicht optimales Wärmeversorgungsgebiet“ eingestuft. „Unterwössen ist kein optimales Nahwärmeversorgungsgebiet“, lautete das Fazit des Architekten, der eines der beiden Gutachten auf Basis einer Machbarkeitsstudie der Gemeinde erstellte. Er habe vor allem Bedenken wegen der zu geringen Anschlussdichte, der beträchtlichen Umbaukosten für die Abnehmer und der langfristigen Bindung an die Wärmelieferanten. Der zweite Gutachter, ein Energieberater beim unabhängig prüfenden Verein Centrales Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk in Straubing, sagte, dass die angedachte Fernwärmeversorgung nicht uneingeschränkt als positiv bewertet werden kann, wenn durch zu wenig Abnehmer und gleich bleibende Kosten die Einnahmen nebst Fördermitteln drastisch sinken.

Für die Allianz Freie Wärme ist das Beispiel rund um die Gutachten und Entscheidungen in Unterwössen richtungsweisend. Johannes Kaindlstorfer, Sprecher der Allianz Frei Wärme, sagt dazu: „Die Verantwortlichen in Unterwössen haben vernünftig und richtig entschieden. Die Wirtschaftlichkeit von Nah- und Fernwärmeprojekten muss unbedingt Pflicht werden, damit Betreiber und Bürger nicht in eine Kostenfalle tappen. Außerdem dürfen den Bürgern keine Zwänge oder Verbote auferlegt werden, um auf Umwegen zu schwarzen Zahlen zu kommen“. Schließlich kann man mit modernen energieeffizienten Heizungsanlagen wie zum Beispiel Öl-/Gas-Brennwertheizungen, solarthermischen Anlagen, Zentralheizungskesseln für feste Biomasse, Wärmepumpen, neueren Systemen wie Mini- und Mikro-KWK aber auch Einzelraumfeuerstätten wie Kamin- und Kachelöfen je nach Gebäude bis zu 40 Prozent Energie oder mehr einsparen und zudem noch die Umwelt schonen. Und dies wird viel zu oft leichtfertig außer Acht gelassen.

Zu den Berichten des energiefernsehen aus Unterwössen

03. Acht Thüringer Fernwärmeversorger müssen Fernwärmepreis reduzieren

Landeskarte von Thüringen

Pünktlich zum Start der Heizperiode haben acht Thüringer Fernwärmeversorger auf Druck des Wirtschaftsministeriums ihre Preise senken müssen. Die Verbraucher in Thüringen werden damit um insgesamt 1,45 Millionen Euro entlastet. Im Schnitt lagen die Preissenkungen bei sechs Prozent. Die Preisnachlässe erfolgten im Zuge der Überprüfung der Thüringer Fernwärmeversorger durch die Landeskartellbehörde im Wirtschaftsministerium. Die Abfrage unter 45 Anbietern an 52 Standorten hatte ergeben, dass acht Unternehmen (davon zwei mit je zwei Standorten) um mindestens zehn Prozent über dem Durchschnittspreis aller Versorgungsunternehmen lagen. Diese Versorger waren daraufhin aufgefordert worden, ihre Preise zu reduzieren bzw. entsprechende vergünstigende Maßnahmen vorzunehmen. 

Das Wirtschaftsministerium hatte den Zeitraum Januar 2013 bis Januar 2014 betrachtet und dabei vier typische Abnahmefälle untersucht: Zwei im Bereich größerer Industrieunternehmen sowie jeweils einen in mehrgeschossigen Plattenbauten und Einfamilienhäusern. Die konkrete Überprüfung hatte sich auf den für die Praxis relevantesten Abnahmefall des Plattenbaus mit einer Gesamtfläche von ca. 2000 m² konzentriert (160 kW Leistung, 288 MWh, 1.800 h/Jahr). „Der Fernwärme-Markt als klassischer Monopolbereich muss aber auch weiterhin im Fokus der Landeskartellbehörde bleiben“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Staschewski. Fernwärmeversorger haben innerhalb ihres Leitungsnetzes zumeist keine Konkurrenz, so dass die Kunden ihren Versorger nicht wechseln können. „Bei der Fernwärme gibt es nach wie vor keinen funktionierenden Wettbewerb. Deshalb muss hier die Kartellaufsicht dafür sorgen, dass Unternehmen ihre Monopolstellung nicht ausnutzen und ihren Kunden überhöhte Preise abverlangen.“ Neben mangelndem Wettbewerb gibt es im Fernwärmesektor noch immer ein deutliches Ost-West-Preisgefälle. Fernwärme ist in den neuen Ländern z. B. im Unternehmensbereich um durchschnittlich 14 Euro pro Megawattstunde teurer als in den alten Bundesländern. Mit einem durchschnittlichen Fernwärmepreis von 88,62 Euro liegt Thüringen leicht über dem Vergleichswert des Ostens und damit deutlich über dem des Westens. „Die Verbraucher in den neuen Ländern dürfen nicht weiterhin überproportional belastet werden“, forderte Staschewski. „Das relativ große Energiepreisgefälle zwischen alten und neuen Ländern muss überwunden werden.“

Zur Pressemitteilung des Thüringer Wirtschaftsministeriums

PDF „Sektoruntersuchung der Thüringer Fernwärmepreise vom 1.1.2013 bis 1.1.2014“

04. Neu in der Freie Wärme-Mediathek

Freie Wärme Mediathek

Über die Freie Wärme-Mediathek geht es zu den aktuellen Freie Wärme-Filmbeiträgen unseres Medienpartners energiefernsehen. Für die Oktober-Sendung war das Team in Unterwössen, weil dort ein Nahwärmeprojekt auf Eis gelegt wurde. Aber auch eine echte Alternative (Pellet-/Scheitholzkombination inkl. Lüftung) wird in der Sendung vorgestellt.

Trailer Oktober-Sendung
In der Oktober-Sendung beleuchten wir unter anderem ein abgelehntes Nahwärme-Projekt in Unterwössen, zeigen, wie man sowohl im Sommer als auch im Winter effizient und gemütlich heizen kann und erläutern die neue Energieeinsparverordnung.

Fernwärme in Unterwössen auf Eisgelegt
Mit der einstimmigen Entscheidung folgte der Gemeinderat dem Urteil von zwei Gutachtern, die den Ort als "nicht optimales Nahwärmeversorgungsgebiet" eingestuft hatten. energiefernsehen sprach mit Bernhard Pex, Energieberater bei C.A.R.M.E.N.

Bevölkerung setzt auf individuelle Heizsysteme
In Unterwössen wurden einige Gebäude mit neuen Heizungsanlagen ausgestattet. energiefernsehen sprach mit Josef Pflügl, Obermeister der SHK-Innung Traunstein

Die Rolle der Politik bei Nah- und Fernwärme
Warum der kompromisslose Weg mancher Städte und Gemeinden hin zur Fern- oder Nahwärmeversorgung eine Sackgasse auf dem Weg zur Energiewende ist. energiefernsehen sprach mit Dr. Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des SHK-Fachverbandes Bayern

Im Sommer wie Winter effizient und gemütlich heizen
Enorme Energieeinsparungen mit einer individuellen Scheitholz-/Pelletofen-Kombination und Lüftungsanlage. Objektbericht über ein Haus in der „Endenergieeffizienzklasse A“. energiefernsehen sprach mit Burkhard Kehm, Hausbesitzer

Perfekt geplante Heizungs- und Lüftungsanlage
Dipl-Ing. Christian Rieder vom installierenden Heizungsbauunternehmen Ludwig Rieder Haustechnik sprach mit dem energiefernsehen über eine perfekt geplante Heizungs- und Lüftungsanlage bei Familie Kehm.

Die EnEV 2014
Auf was Sie als Verbraucher achten müssen, was Sinn und Zweck der EnEV ist und welche Auswirkung diese unmittelbar auf energetische Sanierungen hat. energiefernsehen sprach mit Dipl.-Ing. Siegfried Kirner, Energie- und Umweltanalytik

05. Aktuell aus den Medien

Aktuelle Medienberichte

In diesen Medien haben wir interessante Berichte rund um
Nah- und Fernwärmeprojekte gefunden. Lesen Sie bitte selbst.

Fernwärme: Bürgerbegehren in Sachen Anschlusszwang?
Morschenich/Merzenich. Das Fernwärmesystem in Morschenich-Neu geht in diesen Tagen in Betrieb. Gleichzeitig ist ein Brief mit dem Betreff „Bürgerbegehren“ auf dem Schreibtisch von Bürgermeister Peter Harzheim gelandet. 

Wärme - und Energieversorgung: Anschlusszwänge in Wohngebieten schaffen neue Monopole
Industrieverband HKI warnt: Wirtschaftliche Interessen der Kommunen führen zu überhöhten Verbraucherpreisen 

Nahwärme nichts für den Altort 
Schönfeld. Untersuchung in Schönfeld hat gezeigt: Zu wenige Interessenten und zu hohe Kosten. Würden die Bewohner des Schönfelder Altortes ihr Haus an ein Nahwärmesystem anschließen oder nicht?

Stadt forciert Ausbau der Fernwärme und erntet auch Protest
Ludwigsburg. Die Offensive der Stadt beim Ausbau ihres Fernwärmenetzes und bei der Verwendung erneuerbarer Energien hält unvermindert an. Unterdessen kritisieren Bewohner in einem Neubaugebiet, dass sie sich beim Kauf ihrer Grundstücke verpflichten mussten, für ihre Häuser allein Fernwärme zu verwenden.

Gemeinde tritt die Bremse
Willingshausen. Die Signale für die Energiegenossenschaft, die in Wasenberg eine Nahwärmenetz betreiben will, stehen von Seiten der Gemeinde weiterhin auf Grün. Dennoch trat das Gemeindeparlament in seiner Sitzung am Donnerstagabend in der Antreffhalle in Sachen Nahwärme für Wasenberg erst einmal auf die Bremse: Die Kommune wird erst Mitglied der Genossenschaft, wenn die vertraglichen Konditionen feststehen.

06. Aktuelle Verbote

Verbrennungsverbote

Zur Zeit gibt es in über 1.000 deutschen Städten und Kommunen Verbrennungsverbote und Anschlusszwänge. Beachten Sie hierzu auch die entsprechenden Karten auf unserer Website (Verbrennungsverbote, Anschlusszwänge).

Wenn Sie sich rechtzeitig gegen Verbrennungsverbote, Anschluss- sowie Benutzungszwänge wehren möchten, so finden Sie hier im Internet entsprechende Tipps und Hinweise worauf Sie zum Beispiel ganz besonders achten müssen.

Fallen Ihnen Planungsvorhaben zu Verbrennungsverboten und Anschlusszwängen auf, dann schreiben Sie uns gerne unter hilfe(at)freie-waerme(dot)de. Wir nehmen dann mit Ihnen Kontakt auf.

07. Termine

Termine

Weltleitmesse ISH 2015 Frankfurt
10. März bis 14. März 2015
Weltleitmesse ISH 2015

25. OTTI Symposium Thermische Solarenergie
6.-8. Mai 2015 in Bad Staffelstein (Kloster Banz)
http://www.solarthermie-symposium.de/